Fisch mit Fell und Ohren
Als die Kirche im 17. Jahrhundert den Biber wegen seiner amphibischen Lebensweise zum Fisch erklärte, hatte jemand im Biologie-Unterricht wohl nicht gut aufgepasst. Infolge dieses kirchlichen Erlasses durfte Europas größtes Nagetier damals anders als Geflügel-, Schwein- oder Rindfleisch auch während der Fastenzeit und am Freitag verzehrt werden.
Der Biber war nicht nur als Nahrungsmittel sehr geschätzt
Aber nicht nur wegen seines wohlschmeckenden Fleisches wurde der Biber seinerzeit so intensiv gejagt, dass sein Bestand in Europa lange Zeit gefährdet war. Auch sein dichtes Fell und das in den Drüsensäcken enthaltene Bibergeil waren überaus begehrt. Bibergeil, das bis heute in einigen Ländern als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen ist, wurde damals eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt und man verwendete es in der Medizin gegen Nervenkrankheiten. Durch intensiven Schutz und die Wiederansiedelung hat sich der Bestand in Deutschland jedoch erfreulicherweise wieder erholt.
Im zweitgrößten saarländischen Naturschutzgebiet Illtal hat der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in den 90er-Jahren begonnen, den Biber am Flüsschen Ill und seinen Nebenarmen wieder anzusiedeln. In dem 130 Kilometer langen Gewässersystem sind heute schätzungsweise 500 Biber damit beschäftigt, Bäume zu fällen und die Bäche aufzustauen. So lag es nahe, einen Premiumwanderweg, der mit einer Länge von fast 19 Kilometern und mit insgesamt 650 Höhenmetern durch dieses etwa 1000 Hektar große Gebiet aus Auenlandschaften und Feuchtgebieten führt, Biberpfad zu benennen.
Wandern auf dem Biberpfad
Wir beginnen den Rundweg am offiziellen Startpunkt, dem Schullandheim und Naturerlebniszentrum Berschweiler. Es trägt den treffenden Namen Biberburg und bietet auch spezielle Führungen und erlebnispädagogische Projektwochen zum Thema Biber, Wasser oder Wald an. Aber natürlich kann man auch an jedem anderen Punkt in die Route einsteigen und dann einfach der deutlichen Beschilderung folgen.
Der konditionell durchaus fordernde Wanderweg führt uns in ständigem Auf und Ab über weichfedernden Waldboden und entlang offener Feld- und Wiesenflure. Immer wieder passieren wir Aussichtspunkte, von denen man manchmal einen 360 Grad-Blick über die sanfte Hügellandschaft des Saarlandes genießen kann.
Die Gemeinde Marpingen, die auch verantwortlicher Wegebetreiber ist, hat sich mit der abwechslungsreichen Strecke viel Mühe gegeben. Wir wandern durch ein urwüchsiges Öko-Auensystem mit renaturierten Bachläufen, idyllischen Auenwäldern und an Fischweihern vorbei. Entlang des Weges klären uns Hinweistafeln auf Deutsch, Französisch und Englisch über die dort lebenden Waldbewohnern und natürlich auch den Biber auf. So wird die Wanderung zu einem rundum schönen und gerade für Familien mit Kindern spannenden Naturerlebnis.
Biber sind nachtaktiv und wer sie sehen möchte, muss zu ungewöhnlichen Zeiten wandern
Wer jedoch dem Biber bei der Arbeit zusehen möchte, der müsste des Nachts unterwegs sein. Dann kann der nachtaktive Nager beim Fällen von meist kleineren Bäumen im Uferbereich beobachtet werden. In der Dunkelheit würden Wanderer jedoch all die wunderschönen Aussichten verpassen, die dieser Weg zu bieten hat.
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