Farbenpracht am Spitzingsee: Eine Wanderung auf blühenden Bergen
Die Wettervorhersage für die bayerischen Alpen fiel für gestern mal wieder eher so aus, dass ein Museumsbesuch in ernsthafter Konkurrenz zu einer Bergwanderung stand. Am Ende fassten wir dann doch den Mut zum Regenschauer und brachen zum Spitzingsee auf, bestärkt durch den freundlichen Eindruck, den der Himmel über München machte. Dennoch sollte es keine allzu große Runde werden, knapp 1000 Höhenmeter und nicht zu lang, weil sich das Wetter ab Mittag zunehmend verschlechtern sollte.
Petrus hält vorrübergehend die Regenmaschine an
Obwohl es am Parkplatz gerade leicht regnete, als wir ankamen, freuten wir uns auf die Tour. Falls das Wetter doch zu übel sein sollte würden wir halt nur zum Brecherspitz gehen und die Wanderung in der Oberen Firstalm fröhlich beenden. Offenbar beeindruckt von unserer unbeirrbaren Motivation hielt Petrus dann aber die Regenmaschine an, als der Kofferraumdeckel zufiel und wir gemütlich losmarschierten.
Dem trüben Wetter trotzend malten die Alpenblumen leuchtend bunte Tupfen auf die Almwiesen
Wegen der atemberaubenden Fernsicht waren wir bei diesem trüben Wetter sicherlich nicht in die Berge gekommen. Umso mehr erfreuten uns die zahllosen Farbtupfer auf den Almwiesen. Wegen des kurzen und milden Winters sowie des feuchten Mais ist die Vegetation auch in den Bergen schon weit fortgeschritten. Rechts und links unseres Weges standen Schachtelhalme Spalier. Diese kleinen pflanzlichen Dinos aus der Zeit von vor 250 Millionen Jahren muteten wie Miniaturpalmen an. Storchschnabel, Hahnenfuß, Trollblume zauberten leuchtend gelbe und lila Flecken auf die saftig grünen Almwiesen. In den Felsspalten wuchsen Walderdbeeren, die bereits kleine, wenn auch noch grüne Erdbeerchen trugen. Und etwas oberhalb der Unteren Firstalm entdeckte ich sogar das erste Knabenkraut in diesem Jahr – eine der seltenen und daher geschützten Orchideen in den Bergen. Aber auch Flockenblume, Schusternagerl und die halbkugelige Teufelskralle ließen sich zahlreich blicken. Dem Clusius-Enzian mit seinen großen glockenförmigen und leuchtendblauen Blüten war es gestern offenbar zu kalt, denn wie er es bei kühleren Temperaturen zu tun pflegt, schlossen viele seiner Exemplare ihre Blüten. Und Goldpippau und die Herzblättrige Kugelblume sahen gestern eher nach begossenen Pudeln aus.
Vereinzelt waren noch Schlüsselblumen, Mehlprimeln und Vergissmeinnicht zu sehen. Wundklee stand in dichten Verbünden zusammen und schuf leuchtend gelbe Blütenkissen. Zwischen den immergrünen Alpenrosen machten Steinröschen (Seidelbast) mit ihren lila Blüten auf sich aufmerksam. Und die Ankelalm stand an einem Meer von weiß blühendem Hahnenfuß. Da war der Gipfel des Brecherspitz nur noch schmückendes Beiwerk dieser farbenfrohen Wanderung.
Kurz vor Schluss drehte Petrus den Wasserhahn wieder auf
Aber irgendwann wurde es Petrus wohl zu bunt. Zum Ende der Wanderung ließ er in Minuten Regenwolken aufziehen und es begann wie aus Gieskannen zu schütten. Uns war es egal. Wir hatten den ganzen Tag großes Glück gehabt mit dem Wetter, und die Obere Firstalm wäre schon in Sichtweite gewesen, wenn wir in den dichten Wolken etwas hätten sehen können. So kam unsere Regenbekleidung doch noch kurz zum Einsatz, bevor wir die Wanderung nach Kaffee und Kuchen beendeten.
Und wenn auch Sie einmal eine Wanderung mit uns durch ein Blütenmeer unternehmen möchten, dann begleiten Sie uns doch beispielsweise auf der Wanderung über blühende Almwiesen bei Garmisch-Partenkirchen, oder kommen Sie mit uns zum Spitzingsee!