Eine Regen-Wanderung am Donausteig
Manche Leute lassen sich auch von einem Jahrhundert-Regen vom Wandern nicht abschrecken. So wie am vergangenen Wochenende, als ich mit meiner französischen Wandergruppe zum Auftakt des Donausteigs noch schnell einen Spaziergang durch die Altstadt von Passau machte und die Regenfälle der vergangenen Tage den Inn so stark hatten anschwellen lassen, dass ich mit ihnen schon nicht mehr über die Uferpromenade laufen konnte. „Ob das noch mehr ansteigen würde?“ wurde ich gefragt. Oh, ja! Und wir erlebten es live. Bei strömendem Regen sollte uns die erste Etappe von Kasten an der Donau zurück nach Passau bringen. Allerdings brachen wir die Wanderung unterwegs ab, weil es nicht aufhörte zu schütten. Am Samstagmorgen konnten wir von der Innbrücke sehen, dass wir schon nicht mehr hätten an der Landzunge stehen können, wo wir am Tag zuvor noch den Zusammenfluss von Donau, Ilz und Inn bestaunt hatten. Nachdem sich einige noch nachträglich mit besseren Regenjacken und –hosen versorgt hatten, ging es am Samstag über die Bergrücken des Donautals, vorbei an wunderschönen Bauernhöfen und verfallenen Burgen.
Da es auch am Samstag wieder kräftige Niederschläge gegeben hatte, war der kleine Bach, der an meinem Hotelzimmer an der Donauschlinge vorbeifloss, am Sonntag schon zu einem Fluss angeschwollen. Dass es am Sonntag dann in Strömen regnete, hielt meine Leute nicht davon ab, die 20km lange Etappe in Angriff zu nehmen. Selbst meine Hardshell-GoreTex, die mich bisher zuverlässig trocken gehalten hatte, hielt dem Regen irgendwann nicht mehr stand. Und trotzdem schafften wir immerhin 17km. Zurück im Hotel versuchte die Freiwillige Feuerwehr das Hotel wasserdicht zu bekommen. Das hielten wir da noch für eine reine Vorsichtsmaßnahme. Doch als Mitten in der Nacht die Pumpen anfingen, das Wasser aus dem Keller zu pumpen, wurde uns klar, dass die Sache Ernst geworden war.
Am nächsten Morgen standen die dem Donauufer zugewandten tieferen Seiten des Hotels schon ein Meter unter Wasser und während des Frühstücks konnten wir beobachten, wie das Wasser weiter stieg und mit welcher Kraft die Donau alles mitnahm, was man nicht in Sicherheit hatte bringen können. Entwurzelte Bäume, Parkbänke und Picknick-Tische trieben mit rasender Geschwindigkeit über den Fluss, der sogar die Donauschlinge überflutet hatte. Das war auch für uns genug, und wir verzichteten auf die letzte Etappe. Schließlich kann man das Wandern auch nicht mehr genießen, wenn die Menschen rings herum, um ihr Hab und Gut oder gar ihr Leben bangen müssen.