Mit herbstlichen Wegbegleitern in den Bergen unterwegs
Die Tage sind schon deutlich kürzer, und in den Nächten kühlt es stark ab. Nach dem trockenen und heißen Sommer fallen auch die Blätter schon etwas früher von den Bäumen als sonst. Beim Wandern im Wald riechen wir den leichten Modergeruch des verfaulenden Laubs, unter dem die Waldpilze sprießen. Im September könnte im Tal schon der ersten Bodenfrost kommen, während eine Kaltfront in den Bergen mit Schneefall bis in die Niederungen einen Vorgeschmack auf den Winter gibt. Der Herbst kommt!
Von ihrer Wortherkunft sind das deutsche Wort „Herbst“ und das englische Wort „harvest“ eng miteinander verwandt. Es ist die Zeit der Ernte, des goldenen Lichts und Des-ruhiger-Werdens. Nach einem heißen Sommer mit trubeligem Leben scheint sich die Natur ihren Schritt nun etwas zu verlangsamen, bevor sie im Winter ganz zur Ruhe kommt. In den Bergen geht der Wechsel von Sommer zum Herbst besonders schnell.
Wenn wir in zwei Wochen im Tannheimer Tal unterwegs sind, hören wir die Hirsche röhren, die sich jetzt auf Brunft begeben. Ihr tiefer Brunftschrei hallt an den Felswänden des Gimpel, der Kellenspitze und der Gehrenspitze wider. Die Wiesen werden langsam gelb und die meisten Blumen sind verblüht. Nur vereinzelt setzen Herbstzeitlose lila Akzente. Und mancher Wanderer wird sich wundern, warum jetzt scheinbar Krokusse blühen, denen die Herbstzeitlose zum Verwechseln ähnlich sieht. Im Gegensatz zu Krokusse sind Herbstzeitlose jedoch sehr giftig. Immer wieder kommt es zu Vergifungsfälle, wenn Wanderer im Frühjahr die Blätter der Herbszeitlose mit Bärlauch verwechseln oder Weidevieh Herbstzeitlose frisst.
Auch die Schwarze Tollkirsche ist jetzt reif. Ihre kleinen schwarzen Beeren laden zum Naschen ein, jedoch ebenfalls mit fatalen Folgen. Im Mittelalter war es verbreitet, dass Frauen durch den Verzehr von Atropa belladonna ihre Pupillen erweiterten und den Herren schöne Augen machten – daher der Name. Doch bereits wenige Beeren der Schwarzen Tollkirsche können bei Kindern tödlich wirken.
Ein weiteres giftiges Kerlchen, das man nun in der kühlfeuchten Jahreszeit wieder häufiger sieht, ist der Fliegenpilz. Mit seinem roten Hut mit den weißen Tupfen ist er ein bekannter Geselle und jeder weiß von seiner Giftigkeit. Dennoch war es im Norden Deutschlands lange recht verbreitet, Fliegenpilze zu essen. Auf die richtige Zubereitung kam es an.
Rot gekleidet ist auch die Hagebutte, über die August Heinrich Hoffmann von Fallersleben sein Kinderlied „Ein Männlein steht im Walde“ gedichtet hat. Mit purpurotem Mäntelein und kleinem, schwarzem Käppelein setzen die Früchte der wildwachsenden Rosen rote Akzente im ausklingenden Grün des Sommers. Der Mensch wusste den Nährwert der Hagebutte schon früh zu schätzen. Neben ihrem feinen süßsauren Geschmack ist sie auch reich an Vitaminen, insbesondere Vitamin C.
So, wie auch die Vogelbeere, von der sich im Volksglauben lange das Gerücht hielt, dass sie giftig sei. Dabei lassen sich aus den orangefarbenen Früchten, die in dichten Rispen am Baum wachsen, aromatische Marmeladen herstellen. Zu Wildgeflügel gereicht ergänzt der leicht bittere, aber auch süßsaure Geschmack der Vogelbeere auf harmonische Weise das Aroma von Ente, Gans oder Rebhuhn.
Mit dem Herbst ist auch die Jagdsaison eröffnet und bringt uns Wild auf den Tisch. Einige Berghütten locken da mit besonderen Schmankerln, wie beispielsweise die Schneetalalm in den Tannheimer Bergen. Da lohnt es sich noch mal, auf den Berg zu steigen und sich anschließend mit einer deftigen Mahlzeit zu belohnen.