Fußball-WM-Finale auf dem Tschafon-Haus im Naturpark Schlern-Rosengarten
“Josef, gibt es bei Dir auf der Hütte zufällig einen Fernseher? Deutschland steht doch im Finale und es wäre super, wenn wir das Spiel sehen könnten, wenn wir bei Dir übernachten!” Als ich Josef diese Frage stellte, wunderte er sich vielleicht ein wenig. Da kommt eine Gruppe Bergwanderer, um durch den Naturpark Schlern-Rosengarten zu wandern und dann will sie Fußball schauen? Aber die Begeisterung für die deutsche National-Elf hatte auch auf mich übergegriffen. Nach dem unbeschreiblichen 7:1-Sieg über Brasilien im Halbfinale war auch für mich klar, dass ich dieses Spiel ungern verpassen würde. Doch ich sollte eine Gruppe durch die Sagenwelt Südtirols führen. Aber zum Glück waren meine Gäste noch fußballbegeisterter als ich, so dass ich nicht alleine mit meinem Wunsch dastand, das Spiel verfolgen zu wollen.
Seit wir auf der Hütte waren, hatten wir die ganze Zeit immer wieder Gespräche über das bevorstehende Spiel gehört. “Seid Ihr fit?” fragte uns Michael, der Sohn des Hüttenwirts lachend. Klar, wir hatten doch acht Jahre für dieses Finale trainiert oder? Während wir noch kulinarisch mit luftgetrocknetem Schinken und Melone, Fritatensuppe, Bauerngröstl, Obstkuchen und Walderdbeer-Joghurt verwöhnt wurden, baute Michael in der Gaststube des Tschafon-Hauses den Fernseher auf.
Als es dann soweit war, kam er mit seiner Bayern München Trainingsjacke und setzt sich mit einem Bierchen zu uns. Die Stimmung war super! Deutsch-südtirolerische Geschlossenheit gegen die argentinische Mauer, die immer da war, wo die National-Elf ein Tor schießen wollte. Unisono stöhnten wir auf dem Tschafon-Haus auf und schrieen Ohhhh!, wenn die Argentinier einmal wieder eine Torchancen hatten, und seufzten erleichtert auf, wenn der Ball zum Glück vorbei ging. Auch wenn das ein Spiel mit einigen Fehlentscheidungen des Schiedsrichters und schmerzhaften Fouls war, die großartigen Torchancen für beide Mannschaften haben unglaublich viel Spaß gemacht. Zum Ende schimpften wir gemeinsam auf den Schiedsrichter, der nach zwei Minuten Verlängerung das Spiel auch in der vierten Minute nicht abbrechen wollte. Aber dann war die Anspannung endlich vorbei. Deutschland war zum vierten Mal Weltmeister geworden und unser Südtiroler Gastgeber gab erst einmal eine Runde Schnaps zur Beruhigung aus. Gemeinsam räumten wir noch schnell auf, denn es war spät geworden und der Berg ruft früh… Aber es war ein besonderes Erlebnis gewesen, dieses WM-Finale auf einer Berghütte erleben zu dürfen, und dafür nahmen wir gerne in Kauf, am nächsten Morgen vielleicht nicht ganz so ausgeschlafen zu sein.