Unsere Ausbildung
Ich liege in einer Trage, die aus einem langen Seil geknüpft wurde. Ein Biwak-Sack versucht, es mir als Unterlage in dem Netzwerk etwas bequemer zu machen – ohne großen Erfolg. Bandschlingen auf Höhe der Füße, Hüfte und Schultern werden von je einem Karabiner zusammengehalten. Wirklich vertrauenserweckend fühlt sich das nicht an. „Und Du glaubst wirklich, dass das funktioniert?“, frage ich Franz, der als Bergführer unsere Ausbildung zum Bergwanderführer verantwortet. „Ich glaube schon, dass das funktionieren könnte.“, antwortet mir Franz und lacht. „Ausprobiert habe ich das auch noch nie an jemandem.“ Ich schlucke. In Ordnung, dann bin ich heute also das Versuchskaninchen, das als fiktiver Verletzter in einer provisorischen Seiltrage von der einen Seite einer Schlucht auf die andere Seite gezogen werden soll.
Schwebend über dem gähnenden Abgrund
„Das klappt schon! Bestimmt!“ ruft mir Nina, meine Kollegin, lachend zu. Galgenhumor überkommt mich und ich lache mit. Während mich meine Kollegen hochhieven, um mich in das Führungsseil einzuhängen, rufe ich Nina noch etwas von wegen letzter Wünschen und Grüßen an mir wichtige Leute zu. Bei allem Vertrauen, man weiß ja nie…
Da hänge ich auch schon im Führungsseil, und auf der Gegenseite spannt sich das Seil, mit dem ich Sekunden später über den gähnenden Abgrund gezogen werde. Dann ist das ganze auch schon vorbei. Helfer befreien mich auf der anderen Seite der Schlucht aus dem luftigen Provisorium. Adrenalin-geflutet stehe ich lachend auf und winke Franz zu, der über das ganze Gesicht strahlt. Hat funktioniert. So könnte man also einen verletzten Bergsteiger über eine Schlucht transportieren, wenn eine Rettung vor Ort nicht möglich ist.
Tourenplanung, Wetterkunde und Erste Hilfe am Berg
So nervenaufreibend ging es zum Glück nicht immer zu während unserer Ausbildung zum Bergwanderführer durch den Verband Deutscher Berg- und Skiführer (VDBS). In dem Lehrgang, dessen mehrtägigen Blöcke sich über drei Jahre erstreckten, beschäftigten wir uns mit abwechslungsreichen Themen wie Tourenplanung, Wetterkunde, Lawinenkunde, Erste Hilfe am Berg und vielem mehr. Neben Theoriestunden war die Praxis am Berg natürlich am wichtigsten und machte auch den größten Teil der Ausbildung aus.
Immer wieder waren wir mit den Bergführern zwischen Allgäu und Berchtesgadener Land unterwegs und übten, was im Notfall zu tun ist. Wie kann ich beispielsweise mit Kompass und Karte meinen Standort bestimmen? Oder was verrät uns der Blick zum Himmel? Wie haben sich die Wolken in den letzten Stunden verändert? Ist womöglich ein Gewitter im Anzug? Alois, unser Bergführer-Wetterfrosch spricht begeistert von sich bewegenden Warm- und Kaltfronten, erklärt uns wie eine Föhnwetterlage entsteht und beschreibt ausführlich, warum ein Genua-Tief Dauerregen von Südosten bringt.
Ihre Freude am Berg ist unsere Leidenschaft
Ziel unserer Ausbildung ist es, dass wir Bergführer bei Touren im Hochgebirge unterstützen oder auch selbständig Wandergruppen in den Alpen führen. Die Gruppe der Auszubildenden kommt dabei aus ganz Deutschland und sogar darüber hinaus. Uns allen gemeinsam ist die Leidenschaft für die Berge, für das Draußensein und der Wunsch, anderen Menschen diese schöne Naturlandschaft auf sicheren Wegen näher zu bringen. Die meisten von uns üben seit vielen Jahren bereits einen anderen Beruf aus. Doch wir alle wollen noch einmal einen neuen Schritt wagen und suchen die berufliche Veränderung.
VDBS-Bergwanderführer und International Mountain Leader
Nach drei Jahren und diversen Prüfungen ist es dann soweit: Wir sind nicht nur durch den Verband Deutscher Berg- und Skiführer geprüfte Bergwanderführer, wir haben auch die Internationale Prüfung abgelegt und dürfen uns International Mountain Leader nennen. Damit sind wir berechtigt, praktisch weltweit Bergwanderungen zu führen.
Und wenn Sie Lust haben, mit uns auf Tour zu gehen, dann suchen Sie sich doch eine passendes Angebot aus oder nehmen Sie Kontakt mit uns auf.