Zauberhafter Lurch – eine Begegnung in den Bergen
Bei dem klangvollen Namen „Salamandra salamandra“ fehlt eigentlich nur noch ein „Simsalabim“, um die Vorstellung eines zur Magie befähigten Fabelwesens zu wecken. Tatsächlich sprachen die Menschen im Mittelalter dem Feuersalamander magische Fähigkeiten zu. Sie glaubten, dass der harmlose kleine Kerl mit seinen leuchtend gelben Flecken auf tiefschwarzer, glänzender Haut die Früchte eines Baumes vergiften könne, wenn er ihn bestieg oder dass man mit ihm auch Feuer löschen konnte. So landete manch armer Feuersalamander in den totbringenden Flammen ohne einen Effekt zu haben. Zu großer Popularität verhalf dem Lurch ein deutsches Schuhhaus, das ihn seit 1937 zum Werbeträger für seine Kinderschuhe macht und in kurzen Comicgeschichten von seinen Abenteuern berichtet.
Wenn es draußen feucht und kalt ist, dann ist Salamanderwetter
Wer aber einen echten Lurchi sehen möchte, der muss an einem kühlen, regnerischen Tag den inneren Schweinehund überwinden und raus gehen. Auch in den Bergen können wir ihn an solchen Tagen antreffen, wie beispielsweise vor einigen Wochen im Chiemgau, als sich das Team von Steinbock Bergtouren für Euch auf die Suche nach neuen Bergtouren machte. Dort kreuzte im Abstand von wenigen Minuten gleich vier Feuersalamander unseren Weg.
Es war ein feuchtkalter Tag mit mal mehr, mal weniger starken Regenschauern. Der Weg führte durch einen Laubwald mit viel Totholz und unsere Schuhe freuten sich schon nach wenigen Metern auf den nächsten Putzlappen. Aber das ist genau das richtige Wetter, wenn sich das eigentlich nachtaktive Tier auch tagsüber mal herauswagt und auf Nahrungssuche geht.
Dabei braucht sich der Salamander vor Fressfeinden eigentlich nicht zu fürchten. Mit seinen Warnfarben wissen ältere und erfahrenere Tieren, was ihnen blüht, wenn sich der Feuersalamander bedroht fühlt. Und falls ein jüngeres Tier doch mal eine Lektion braucht, sondert der Feuersalamander aus seinen Ohren- und Rückdrüsen ein weißliches Sekret ab, das für den Angreifer Maulsperre oder Genickstarre zur Folge haben kann. Dabei dient ihm das Sekret in erster Linie gar nicht dazu, Fressfeinde abzuwehren, sondern um auf der immer feuchten Haut des Salamanders das Wachstum von Bakterien und Pilzen zu verhindern. Und ganz hartnäckige Gesellen, die von einem Feuersalamander gar nicht ablassen wollen, kann er sogar auf eine Entfernung von bis zu einem Meter mit dem Sekret bespritzen.
Lieber Finger weg vom Feuersalamander
Für Menschen ist das Gift in der Regel ungefährlich, doch sollten Wanderer den hübsch gefleckten oder gebänderten Salamander lieber nicht anfassen, da empfindliche Menschen mit einem Brennen darauf reagieren können. Die Muster sind übrigens ganz individuell und so können wir auch einzelne Tiere voneinander unterscheiden.
Ein Leckerbissen für viele Fische
Einer viel größeren Gefahr gefressen zu werden, unterliegen die Larven des Feuersalamanders. Das Weibchen setzt sie nach einer Tragezeit von bis zu zwei Jahren im Laichgewässer ab, wenn ihm die äußeren Bedingungen dafür günstig erscheinen. Viele Fischarten, wie beispielsweise die Forelle oder der Bachsaibling freuen sich schon auf den Leckerbissen. Unter guten Bedingungen hat die Larve jedoch bereits nach zwei Monaten von Kiemenatmung auf Lungenatmung umgestellt und kann das Gewässer verlassen. Dann zieht sich der junge Feuersalamander in feuchte Felsspalten, alte Höhlen, Totholz und unter flache Steine am liebsten in Laubwäldern mit Eichenbestand zurück. Sie sind standorttreu und können bis zu 20 Jahre alt werden.
Wenn wir also beim nächsten Regentag mal wieder gemeinsam in den Bergen unterwegs sind, beispielsweise im Chiemgau, dann halten wir doch einfach die Augen offen, ob wir einen Feuersalamander oder auch einen Alpensalamander finden. Das macht auch eine Regenwanderung zum spannenden Erlebnis.